Eine Gemeinde im Wandel der Zeiten
Ellerau, eine Landgemeinde im Amtsbezirk Kaden, in der Südwestecke des Kreises Segeberg, so wird der Ort in der Topographie des Herzogtums Holstein von Henning Oldekop von 1908 beschrieben. An der AKN-Strecke zwischen Kaltenkirchen und Eidelstedt gelegen, und seit 1970 besteht ein direkter Anschluss an die Autobahn Hamburg – Flensburg/Kiel (A7).
Die neuesten Erkenntnisse der Geschichtsforschung haben ergeben, dass der Ort bereits durch ein Ereignis aus dem Jahre 1446 urkundlich erwähnt wird: In einer Urkunde aus dem Jahre 1449 wird die Verpfändung des Gutes Delrouw bzw. Hof thor Elrouw dokumentiert, in denen auch weitere Käufe und Verkäufe genannt werden. Es sollen zwei Meiereihöfe in Ellerau existiert haben, die bis zu ihrer Ablösung in 1873 in einem Erbpachtverhältnis zum Gut Kaden standen.
Ellerau gehörte – ebenso wie Alveslohe – zum Gutverband Kaden. Die Einwohner Elleraus waren größtenteils Leibeigene des Gutsherren – bis Anfang des 18. Jahrhunderts. Damals hatte der Gutsherr Bendix von Ahlefeld dem dänischen König die Aufhebung der Leibeigenschaft in seinem Gutbezirk angezeigt. Die offizielle Aufhebung der Leibeigenschaft erfolgte aber erst mit Wirkung vom 01.01.1805 durch König Christian VII. für das Herzogtum Holstein.
Nachrichten aus der Zeit vor 1650 sind nur wenige vorhanden, weil das Gutarchiv in Kaden 1658 abbrannte. Das älteste Protokollbuch aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts ist heute im Karl-Rautenberg-Museum in Ellerau zu besichtigen.
Wie sich die Zeiten geändert haben, kann man erkennen, wenn man in dem Kapitel „Handwerker und Gewerbetreibende in Ellerau (1824-1831)“ in der Chronik der Eheleute Heinrich liest: „…, daß die Landhandwerker einen eigenen kleinen Hofbesitz hatten und es ihnen wirtschaftlich recht schlecht ging.
Sämtliche Handwerker waren gutsherrlich konzessioniert, so dass keiner von ihnen befugt war, Gesellen zu beschäftigen noch Lehrlinge auszubilden.“ Es wurden damals 22 Handwerker gezählt: 6 Schneider, 3 Höcker, 3 Decker, 2 Krugwirte, 2 Schuster, 2 Rademacher, 1 Mauermann, 1 Leineweber und ein Kohlebrenner. Interessant dabei ist, daß auf einigen Äckern an der Straße nach Alveslohe noch bis in die 70er Jahre große schwarze Stellen der ehemaligen Kohlenmeiler zu erkennen waren, in denen die Kohlebrenner Holzkohle gewannen.
Ende des 19. Jahrhunderts schreiben die Chronisten, dass der Grundbesitz sehr zersplittert war und es der Bevölkerung sehr schlecht ging. Selbst die Wirtshäuser wurden wenig besucht. Ellerau war eine Moorgegend. Dort, wo heute das Hochhaus steht, war das kleine Moor und links und rechts der Autobahn das große Moor. Damals fuhren einzelne Bewohner mit einem Wagen voller Torf nach Hamburg, um es dort auf dem Markt als Brennmaterial zu verkaufen. Es war eine der wenigen Möglichkeiten, Bargeld zu erhalten. Die Fahrt nach Hamburg dauerte in dieser Zeit bei normalen Straßenverhältnissen vier Stunden.
1873 wird der Gutverband Kaden aufgelöst. Die Bauern können das bisher gepachtete Land im Zuge einer Verrentung erwerben. Ab diesem Zeitpunkt kann man aber auch erst von einer politischen Gemeinde Ellerau reden, denn 1881 erfolgt die Wahl der ersten Gemeindevertretung. Ellerau hatte 1882 nur 306 Einwohner. Aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Verhältnisse war die Bevölkerung seit 1870 zurückgegangen.
Ellerau, eine Landgemeinde im Amtsbezirk Kaden, in der Südwestecke des Kreises Segeberg, so wird der Ort in der Topographie des Herzogtums Holstein von Henning Oldekop von 1908 beschrieben. Wichtige Impulse für eine Aufwärtsentwicklung erhielt unser Ort mit dem Bau der Eisenbahnstrecke Altona – Kaltenkirchen (AKN). Dennoch verlief das Bevölkerungswachstum nur schleppend. Ende des 2. Weltkrieges zählte man in Ellerau rund 550 Einwohner. Durch den Zuzug von Flüchtlingen verdoppelte sich diese Zahl aber schnell, was dann zu enormen Wohnproblemen führte.
Mit dem Bau der Autobahn 1970 und dem Kauf des Vorsagen Hofes, dessen Gelände als Gewerbegebiet ausgewiesen wurde, setzte dann in 1972/73 eine starke Wohnbebauung ein, die die Einwohnerzahlen Ende der 70er Jahre auf über 4.000 sprunghaft heraufschnellen ließ. Deutlich wird diese Entwicklung, wenn berichtet wird, dass Ellerau zu den letzten drei Gemeinden des Kreises Segeberg gehörte, wo der Schulunterricht in Schichten abgehalten werden musste, weil die Räumlichkeiten fehlten.
Heute haben wir ausreichend Klassenräume, eine große Turnhalle, eine Vorschule und einen Musikpavillon auf dem Gelände untergebracht. Wer Bilder aus dem Beginn der 80er Jahre sieht – kaum geteerte Straßen, keine Straßenbeleuchtung, kleine Schule, wenig zusammenhängende Wohngebiete – wird den Ort kaum wieder erkennen. Heute gehören asphaltierte Straßen mit Fuß/Radweg und ausreichender Beleuchtung zu den Selbstverständlichkeiten.
Sporthallen an der Schule und im Komplex des Bürgerhauses mit Bücherei, Jugendräumen, Heimatmuseum, Volkshochschule und Bastelräumen, ein moderner Kindergarten, ein beheiztes Schwimmbad mit 42-m-Rutsche, Sportlerheim, Park- und Sportanlagen, einen Festplatz sowie eine Senioren-Wohnanlage mit Betreuung werden den Bürgerinnen und Bürgern angeboten.
Es ist ein Ort mit hoher Lebensqualität entstanden. Es ist unsere Aufgabe, diesen Standort zu bewahren.
Fotos: Joachim Dose und Dietmar Jodies